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50 Wochen 30 Bücher #15: The Blood of Olympus (Heroes of Olympus) – Rick Riordan

Die Erdgöttin Gaia ist stark wie nie – ihre Armee aus Riesen ist auferstanden und sie selbst steht kurz davor! Sie braucht nur noch das Blut zweier Halbgötter, um vollends zu erwachen und die Herrschaft über die Welt an sich zu reißen. Und dieses Blut wollen ihr Percy und seine Freunde auf keinen Fall geben! Doch wie sollen sie gegen die Monsterarmee bestehen? Und wie können sie gleichzeitig den drohenden Krieg zwischen römischen und griechischen Halbgöttern daheim im Camp Half-Blood verhindern? Jetzt geht es um alles …

Okay, ja, ich liebe das Percy Jackson-Universum und Rick Riordans Stil ziemlich. Wirklich. Jetzt, wo wir das aus dem Weg haben: Ich habe endlich das Buch gelesen, dessen Lektüre ich ewig vor mir hergeschoben hatte.

Ich wollte nicht, dass diese Reihe endet und vor allem hab ich befürchtet, dass sie für eine bestimmte Figur nicht gut endet. Aber manchen Dingen muss man sich irgendwann stellen.

“The Blood of Olympus” ist der letzte Teil der “Heroes of Olympus”-Reihe, in der Percy, Annabeth, Grover – und in diesem Fall viele, viele neue Helden, einer liebenswerter als der andere – neue Abenteuer bestehen müssen. (Niemand, wirklich niemand kann sich meine Freude vorstellen, als ich eines Tages entdeckte, dass es neue Bücher aus Camp Halfblood gibt. Niemand.) Was mir von Anfang an gut gefallen hat war, wie ethnisch bunt die neuen Figuren daherkommen, und dass neben neuen Helden eben auch viele neue Heldinnnen mit dabei sind.

Im Gegensatz zu den anderen Büchern, die Riordan in der Regel aus der “Ich”-Perspektive schreibt, gibt es bei der “Heroes of Olympus”-Reihe pro Band mehrere personale Erzähler, was mir eigentlich besser gefällt und gerade in diesem Zusammenhang sehr spannend ist. Bisher kannten wir nur Percys Perspektive. In der “Heroes of Olympus”-Reihe erfahren wir, wie die anderen ihn sehen, was Annabeth an ihm mag, aber eben auch, wie die anderen Helden zueinander stehen, und wie sehr ihre Wahrnehmung über sich selbst und die der anderen teilweise auseinander gehen. (Nico, du armer, armer Schatz.)

Ich lese Riordan nicht unbedingt wegen dem Plot. Ich meine, der ist da und er ist gut, aber das alleine würde mich nicht bei der Stange halten. Was mich zum Fan gemacht hat, sind zum einen der Humor – und zum anderen die vielschichtigen Figuren, die Riordan sich zusammenschreibt. Und in diesem Zusammenhang muss ich Nico erwähnen.

Nico di Angelo taucht bereits in der ersten Percy Jackson-Reihe auf. Der Sohn des Hades, jahrzehntelang in einer Zeitschleife gefangen, ist zwar irgendwie Teil der Truppe, bleibt aber ein Außenseiter und lebt auch nicht in Camp Halfblood.

In “Heroes of Olympus” bekommt Nico eine wesentlich größere Rolle, und vielleicht den schönsten Handlungsstrang der fünf Bücher. Nico, der eigentlich aus den 1930ern stammt und mit den Werten dieser Zeit groß wurde, verliebt sich in einen Jungen. Und nicht nur irgendeinen Jungen, sondern ausgerechnet in Percy. Für Nico ist klar: Er muss Abstand halten, niemand darf davon erfahren. (Ist er vielleicht eigentlich Elsa?)

Homosexualität ist für ihn etwas, das ihn ächtet, wegen dem er seine Freunde verlieren wird. Ganz sicher nicht wird er Percy gegenübertreten und ihm seine Gefühle gestehen. Er hat Angst, dass Percy ihn dann hasst. Überhaupt hält Nico nicht besonders viel von sich selbst. Als Sohn des Hades, der in den Schatten reisen kann, wird er selbst von den meisten Halbgöttern in Camp Halfblood misstrauisch beäugt und gefürchtet. Nico ist seinen Freunden gegenüber bis zur Selbstaufgabe loyal, aber erwartet nicht, dass sich jemand ihm gegenüber genauso verhält. Er ist ein ziemlich einsamer Junge, die gelernt hat, mit der Einsamkeit zu leben. Menschliche Berührungen erträgt er nicht gut.

Im Verlaufe der Reihe erfahren mehrere Personen aus Nicos Umfeld von seinen Gefühlen gegenüber Percy. Ausnahmslose alle gehen sehr entspannt mit dieser Information um, was Nico immer wieder verwundert, weil er Ablehnung erwartet, und stattdessen Unterstützung bekommt. Zwar würde er Percy trotzdem nie seine Gefühle beichten, aber die Normalität, mit der seine Freunde seine Homosexualität behandeln, hilft Nico enorm dabei, mit sich selbst ins Reine zu kommen.

Was uns zum fünften Buch bringt. Ich hatte wahnsinnige Angst um Nico, denn es sah nicht gut für ihn aus. Er befand sich auf einer Kamikaze-Mission, im Gegensatz zu den anderen Figuren steckte er nicht in einer Beziehung, und es hieß, jemand aus der Truppe würde sterben. Ich zählte also eins und eins zusammen und … lag falsch.

Lieber Rick (ich darf doch Rick sagen?), ich hätte dich nie anzweifeln sollen. Denn im Gegensatz zu Hollywood weißt du, wie wichtig es ist, die queere Figur nicht zu töten und wegzuwerfen, als sei sie nicht weiter von Belang. Und nicht nur das. Ausgerechnet Nico bekommt im fünften Band den wichtigsten und schönsten Handlungsstrang. Den, bei dem ich mit Abstand am meisten mitgelitten habe.

Nico lernt, dass er seinen Freunden nicht egal ist. Dass er nicht nur etwas wert ist, wenn er etwas zur Mission beitragen kann. Dass seine Freunde ihn niemals einfach zurücklassen würde. Dass er ein Zuhause hat.

Und dass er Percy immer noch sehr mag, aber aus ihm rausgewachsen ist. Er idealisiert ihn nicht länger.

Zum Ende hin bekommt Nico dann einen Love Interest, der viel besser zu ihm passt, als Percy es je getan hätte. Jemand, der furchtlos ist und den es nicht im geringsten beeindruckt, dass Nico der Sohn des Gottes der Unterwelt ist. (Je mehr ich über diesen Love Interest nachdenke, desto perfekter finde ich ihn. Ich komme nicht darüber hinweg. Die subtile Poesie dahinter ist der Wahnsinn. Kudos, Rick!)

Das letzte Kapitel gehört dann auch tatsächlich Nico. Nicht Percy oder Annabeth, sondern Nico. Nico, der im Verlauf seiner Reise so viel gelernt hat, tritt an Percy heran und erzählt ihm beiläufig, dass er mal in ihn verliebt war, aber dass jetzt Gras über die Sache gewachsen sei, und dass Percy damit doch bestimmt kein Problem habe?

Ich weine ja selten bei Büchern. Aber da? Da hatte ich ein paar Tränen im Auge. Ich habe selten einen so runden, so perfekten Schluss für eine Figurenentwicklung gelesen.

Wenn ich groß bin, will ich auch so schreiben können.

 

2 Kommentare

  1. Das Bücherfräulein: The Shadow Cabinet (Shades of London) - Maureen Johnson

    9. April 2018 at 19:05

    […] bin wahnsinnig schlecht darin, Reihen abzuschließen (ach), gerade, wenn das Leben einer von mir geliebten Figur auf dem Spiel steht. Entsprechend lang hat […]

  2. Das Bücherfräulein: The Dark Prophecy (The Trials of Apollo) - Rick Riordan

    13. April 2018 at 18:10

    […] Fangirlen ergeht, darf ihn sicher duzen) bedanken. Denn praktisch in dem Moment, als ich “The Blood of Olympus” lachenden und weinenden Auges, aber vor allem untröstlich weil die Geschichten um Camp […]

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